Marianne Kewitsch fragt in ihrer Blogparade nach Begegnungen und Erlebnisse mit der Tierwelt – Wie bereichern Tiere dein Leben? Tiere sind schon immer Teil meines Lebens. Ich bin mit Hunden aufgewachsen und habe mittlerweile selbst zwei. Sie bringen mich oft zum Lächeln und wissen immer, wie es mir geht. Die Hunde sind Teil meines Alltags und sind damit auch in meiner Lerntherapie mehr oder weniger anwesend. Meine Schülerinnen und Schüler mit Lernstörungen wie Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Rechenschwäche stehen oft vor großen Herausforderungen: Sie fühlen sich oft unter Druck gesetzt, sind gestresst und haben mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Wie Tiere hier das Lernen unterstützen können, möchte ich dir in diesem Artikel aufzeigen.
Wie Tiere helfen, den Druck zu nehmen
Kinder und Jugendliche mit Lernstörungen erleben in der Schule oft Stress, weil sie Aufgaben nicht in der vorgesehenen Zeit schaffen. Oft fühlen sie sich mit dem schulischen Inhalt überfordert und erwarten schon gar nicht mehr, dass sie die Aufgaben schaffen können. Diesen Druck spüren sie auch bei den Hausaufgaben. Nicht selten sitzen sie mehrere Stunden daran und schaffen ohne Unterstützung der Eltern nur sehr wenig. Viele Eltern meiner Lerntherapiekinder berichten, dass das Erledigen der Hausaufgaben mit Streit und Tränen verbunden ist und die Eltern-Kind-Beziehung stark belastet.
Tiere können dazu beitragen, den Stress abzubauen. Die Anwesenheit eines Tieres hat nachweislich eine beruhigende Wirkung auf den Menschen. Das Streicheln eines Hundes beispielsweise kann den Cortisolspiegel senken (Stresshormon) und der Blickkontakt die Ausschüttung von Oxytocin fördern, ein Hormon, das Wohlbefinden und Entspannung hervorruft. Natürlich sind Haustiere kein Allheilmittel, um stressige Hausaufgabensituationen zu entlasten. Dazu ist natürlich noch viel mehr nötig. Welche Schritte das sind, besprechen wir immer individuell.
Schaffung einer positiven Lernatmosphäre in der Lerntherapie
Eine positive Lernatmosphäre ist entscheidend für den Erfolg in der Lerntherapie. Die Schülerinnen und Schüler müssen einen Teil ihrer Freizeit opfern und sich stattdessen mit Dingen beschäftigen, die ihnen schwerfallen. Hunde sind Meister darin, Emotionen zu lesen und reagieren oft intuitiv auf die jeweiligen Bedürfnisse. Manchmal legen sich meine Hunde einfach in die Nähe Kinder und Jugendlichen, was diese beruhigt und ein Gefühl von Sicherheit gibt. Die Hunde sind auch oft ein Eisbrecher, wenn Schülerinnen oder Schüler ganz neu zu mir kommen. Die Hunde erleichtern ihnen das Ankommen und bringen Lebendigkeit und Wärme mit in den Raum.
Natürlich mögen das nicht alle. Daher sind meine Hunde immer erst in einem anderen Raum, wenn die Kinder und Jugendlichen ankommen. Schließlich sollen sie in Ruhe Jacke und Schuhe ausziehen können, ohne dabei ständig von Hundeschnauzen angestupst zu werden. Zu Beginn der Stunde frage ich dann, ob ich die Hunde dazulassen soll. Die meisten Schülerinnen und Schüler möchten das. Sie begrüßen dann die Hunde und beginnen oft spontan, sie zu streicheln. Diese Interaktion hilft, Spannungen abzubauen und die Kinder und Jugendlichen auf eine positive Art und Weise auf die bevorstehende Lerntherapiestunde einzustimmen. Meist verschwindet der große Hund nach einer kurzen Begrüßung wieder und der kleine legt sich unter den Tisch. Das ist auch für die Schülerinnen und Schüler das Zeichen, dass es jetzt mit der Stunde losgeht.
Auch in der live-online Lerntherapie spielen Haustiere immer wieder eine Rolle. Meine Schülerinnen und Schüler zeigen mir ihre Tiere über die Kamera und manchmal laufen diese auch einfach so durchs Bild oder zeigen ihre Anwesenheit durch Pfotengetrappel. Oft entstehen so kleine Gespräche über die Haustiere und ich erfahre viel über ihre Eigenheiten. Neben einer angenehmen Ablenkung fördert dies den Beziehungsaufbau zwischen den Schülern und mir. Warum mir dies so wichtig ist, kannst du in meinem Artikel Meine wichtigsten Werte in der Lerntherapie: Begeisterung, Beziehung, Zuverlässigkeit nachlesen.
Stärkung des Selbstwertgefühls durch Haustiere
Viele Schülerinnen und Schüler mit Lernstörungen haben ein geringes Selbstwertgefühl. Sie zweifeln an ihren Fähigkeiten und fühlen sich oft minderwertig im Vergleich zu ihren Mitschülern. Hier können Haustiere eine bedeutende Rolle spielen. Tiere urteilen nicht und bewerten die Kinder nicht nach ihren schulischen Leistungen. Sie schenken ihre Aufmerksamkeit und Zuneigung bedingungslos.
Haustiere können auch dazu beitragen, Erfolgserlebnisse jenseits schulischer Leistungen zu schaffen. Im Alltag mit Haustieren lernen Kinder und Jugendliche, wie man Verantwortung übernimmt. Sie kümmern sich um ihre Kaninchen, Meerschweinchen oder Katzen, versorgen sie mit Futter oder beschäftigen sie. Die Kinder spüren, dass die Tiere sie lieben und ihnen vertrauen, was ihr Selbstbewusstsein stärkt. Diese positiven Erfahrungen können dann auch auf andere Lebensbereiche übertragen werden. Die Kinder und Jugendlichen entwickeln ein stärkeres Gefühl der eigenen Wertigkeit und sind motivierter, sich auch anderen Herausforderungen zu stellen.
Wie Haustiere das Lernen zuhause unterstützen können
- Ruhige Momente mit dem Haustier einplanen: Ein paar Minuten streicheln und kuscheln mit dem Haustier vor Beginn der Hausaufgaben können helfen, den Stress des Tages abzubauen und sich auf das Lernen einzustimmen.
- Lernpausen mit dem Tier: Um den Kopf wieder frei zu bekommen und die Konzentration wieder herzustellen sind kleine Pausen, in denen das Kind mit dem Hund spielt oder spazieren geht, eine willkommene Abwechslung.
- Lernbegleiter auf vier Pfoten: Manche Kinder und Jugendliche finden es hilfreich, wenn ihr Haustier während der Lernzeit in der Nähe ist. Die Anwesenheit des Tieres kann beruhigend wirken und das Lernen weniger isolierend machen. Auch hören Hund, Katze oder Kaninchen z.B. beim Lesenüben geduldig zu und stören sich nicht daran, wenn es noch nicht ganz flüssig ist.
- Erfolgserlebnisse schaffen: Das Einbeziehen der Kinder in die Pflege und das Training des Haustiers fördert das Verantwortungsbewusstsein und schafft Erfolgserlebnisse, die das Selbstwertgefühl stärken.
Tiere sind wertvolle Unterstützer im Lernprozess. Sie helfen, Stress abzubauen, schaffen eine positive Lernatmosphäre und stärken das Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen. Meine Erfahrungen in der Lerntherapiepraxis zeigen, dass Tiere, wie meine beiden Hunde, entscheidend dazu beitragen können, eine entspannte und förderliche Lernumgebung zu schaffen.
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Toll, wie Piet und Betty mithelfen dürfen, die Kinder zu entspannen!
Hast du auch Schüler, die richtig Angst vor Hunden haben?
Nein, Angst hat keiner. Aber manche fühlen sie sich wohler ohne Hund. Dann machen wir einfach die Tür zu und die Hunde bleiben draußen.