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Spiele in der Lerntherapie

Das Bild zeigt einen Ausschnitt eines Spielfeldes mit Minusaufgaben, zwei Spielfiguren und einen Würfel

Das ist einer der Gründe, warum ich meine Arbeit als Lerntherapeutin so liebe: Ich kann jeden Tag spielen. Deshalb hat mich Ilka Kinds Aufruf zur Blogparade zum Thema Mehr als ein Zeitvertreib?! – Was spielst du und warum? Sofort angesprochen. Denn auch wenn meine Schülerinnen und Schüler ihren Eltern oft berichten „Wir haben die ganze Zeit nur gespielt!“, ist das Spielen in der Lerntherapie niemals nur Zeitvertreib, sondern verfolgt immer ein ganz bestimmtes Ziel. Trotzdem kommt der Spaß nicht zu kurz. Daher habe ich meine Schülerinnen und Schüler gefragt, welches ihr Lieblingsspiel in meiner Praxis ist. Heraus kam eine bunte Liste an vielen verschiedenen Spielen, denn es stellte sich heraus, dass fast jeder ein anderes Lieblingsspiel hat.

Welchen Zweck verfolge ich mit dem Einsatz von Spielen in der Lerntherapie?

Das Spielen in der Lerntherapie ist kein Selbstzweck. Vielmehr gibt es eine Reihe von Einsatzmöglichkeiten, die das Lernen in der Lerntherapie unterstützen: 

Lernpause

Die Lerntherapie ist für meine Schülerinnen und Schüler eine zusätzliche Lerneinheit am Nachmittag oder Abend, die sie nach einem anstrengenden Schultag bewältigen müssen. Zudem beschäftigen sie sich in dieser Zeit mit Dingen, die ihnen schwerfallen. Umso wichtiger ist es, regelmäßig Pausen einzubauen. Diese dienen der Entspannung und dem Wiederherstellen der Konzentration. Entspannung kann hierbei auch Bewegung bedeuten. Sehr beliebt sind hier z.B. Spiele, bei denen man schnell etwas greifen muss. Nach dieser kurzen Einheit an Bewegung und Konzentration im anderen Kontext, ist wieder Energie da, um weiter zu lernen. 

Motivation fördern

Manchen Schülerinnen und Schülern fällt das Lernen sehr schwer und sie sind nur schwer für die Lerntherapie zu begeistern. Hier helfen spielerische Elemente, wie z.B. Lernspiele am PC oder Spielelemente beim Lesenüben, die durch die Gamification einen Anreiz schaffen, sich mit dem Lernstoff zu beschäftigen. Auch fördert die Aussicht auf ein Spiel nach einer Lernphase die Motivation, das Arbeiten am Material als nötigen Zwischenschritt zu verstehen.

Beziehungsaufbau / Ankommen

Wie oben bereits beschrieben, kommen meine Schülerinnen und Schüler manchmal nach einem sehr langen Schultag zu mir. Um das Ankommen zu erleichtern, spielen wir oft ein kleines Spiel zu Beginn. Gleich überwiegt die Freude und der stressige Alltag fällt ab. Spiele ermöglichen es mir als Lerntherapeutin auch, mit meinen Schülern eine gute Beziehung aufzubauen. Wir haben gemeinsam Spaß und kommen ins Gespräch. 

Realität ausprobieren 

Ein wesentlicher Bereich der Lerntherapie ist auch die Persönlichkeitsentwicklung. Manchmal sind Jugendlichen aber Dinge peinlich und es fällt ihnen schwer, sich auf Übungen einzulassen. Achtsamkeits- und Entspannungsübungen auszuprobieren, gelingt leichter in einem spielerischen Kontext, denn dann ist es „ja nur ein Spiel“ und die Jugendlichen wahren trotzdem ihr Gesicht. Wie man Kinder und Jugendliche spielerisch zur Achtsamkeit führen kann, kannst du hier weiterlesen.

Lernen und Üben mit Spaß

Übungen, die auf einem Arbeitsblatt sehr langweilig sind, gehen im Spiel leicht von der Hand. Beim Spielen wird häufig viel intensiver geübt, ohne dass man es merkt. Beim Spielen haben wir Spaß und die Zeit vergeht in der Regel sehr schnell. Ich hatte einmal einen Schüler, mit dem ich 20 Minuten 1×1 Bingo gespielt hatte, bevor er mich fragte: „Wann fangen wir denn heute an zu arbeiten?“

Aktuelle Lieblingsspiele

Oft greifen die verschiedenen Bereiche ineinander und sind schwer zu trennen. Dennoch habe ich versucht, die Lieblingsspiele meiner Schülerinnen und Schüler grob diesen Kategorien zuzuordnen.

Lieblingsspiele für die Lernpause

  • Dobble (Asmodee) ist ein sehr beliebtes Spiel für Zwischendurch oder zum Ankommen. Je nachdem, wie viel Zeit wir haben, nehme ich nur einen Teil der Karten zum Spielen. Das ist übrigens ein Spiel, bei dem mir viele Schüler überlegen sind.
  • Klack (Amigo) wurde ebenfalls von mehreren Schülern als Lieblingsspiel genannt. Das Spiel kombiniert Schnelligkeit mit Konzentration und genauem Hinschauen.
  • Ähnlich schnell funktioniert Speed Cups (Amigo) und ist daher für eine kurze Bewegungspause gut geeignet.
  • Bei Geistesblitz (Zoch) ist ebenfalls Konzentration und schnelle Reaktion gefragt. Dies ist ebenfalls ein Spiel bei dem mir viele Schüler überlegen sind.
  • Monster Wanted (Ravensburger) ist ein Spiel, bei dem es nicht leicht fällt, den Überblick zu behalten. Zum Glück spielen beide Spieler gemeinsam und versuchen durch Konzentration und Merkfähigkeit die zwei fehlenden Monster zu finden.

Lieblingsspiele zum Ankommen

  • Vor zwei Jahren habe ich zu Weihnachten das Spiel Klask (Game Factory) abgestaubt, weil es meinen Neffen nicht gefiel. Hier in meiner Praxis ist es besonders bei den Fußballern sehr beliebt, denn es geht darum, mithilfe eines Magnetspielers den Ball im gegnerischen Tor zu versenken. Dieses Spiel hat schon oft als Eisbrecher fungiert und es geschafft, neuen Schülern das Ankommen zu erleichtern. Zur Motivationsförderung setze ich es gerne zur Belohnung am Ende der Stunde ein.
  • Camelot Jr. (Smart Games) ist dagegen ein Spiel, um zur Ruhe zu kommen. Mithilfe von logischem Denken und räumlicher Vorstellungskraft müssen Holzbausteine so gesetzt werden, dass der Ritter einen Weg zur Prinzessin findet.

Lieblingsspiele zum Ausprobieren der Realität

  • Hier haben einige Schüler das Wirbelwindspiel (Beltz) genannt. Einen Einblick in das Spiel findest du in meinem Artikel Spielerisch zur Achtsamkeit.

Lieblingsspiele zum Lernen und Üben mit Spaß

Nachdem die ersten Schüler, die ich befragt hatte, nur Spiele aus den ersten Kategorien genannt hatten, war ich erfreut, dass einige Schüler doch auch gerne die Lernspiele in meiner Praxis spielen:

  • In Geheimcode 13+4 (Haba) geht es um das geschickte Kombinieren der Grundrechenarten, um mit den gewürfelten Zahlen die Lichtschranken in einem Museum zu überwinden und den Schatz zu klauen. Je nach Lernniveau lässt sich das Spiel für den Zahlenraum bis 10 oder 20 anpassen.
  • In Hin und weg (Miriam Hörth) sind die Spieler mit kleinen Flugzeugen auf dem Spielfeld unterwegs, um verloren gegangene Koffer einzusammeln. Nebenbei wird das Addieren und Subtrahieren im Zahlenraum 100 geübt. Auch hier ist es möglich, durch Weglassen bestimmter Würfel, den Schwierigkeitsgrad zu variieren.
  • Gold (Game Factory) ist eigentlich kein Lernspiel und kombiniert eher den Bereich Lernpause mit ein bisschen Rechnen. Vielleicht mögen es einige Schüler deshalb so gerne. Nach bestimmten Regeln muss Gold in die eigene Mine transportiert und am Ende gezählt werden. Hiermit thematisiere ich mit meinen Schülerinnen und Schülern immer das geschickte Zusammenrechnen von Punkten.
  • Alle gegen Tigro (Tigrofördermaterial) ist dagegen ein klassisches Lernspiel, das auf den jeweiligen Übungsschwerpunkt abgestimmt ist. Addition und Subtraktion lassen sich so mit und ohne Zehnerübergang auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen üben. Besonders ist, dass beide Spieler gemeinsam gegen Tigro spielen. Darf dieser vorrücken, müssen die Spieler darüber hinaus Aufgaben zum Stellenwertsystem  lösen. 
  • Böse-Zahlen-Biester (Lingoplay) kombiniert Addition und Subtraktion in den Zahlenräumen 100 und 1000 mit einer gewissen Risikobereitschaft. Die Spieler dürfen so viele Karten ziehen und nach den Regeln addieren oder subtrahieren, wie sie wollen. Treffen sie aber beim Aufdecken der Karten auf ein Böses-Zahlen-Biest, sind alle Punkt der Runde verloren. 

Fazit

In meiner Praxis gibt es natürlich noch viel mehr Spiele dieser verschiedenen Kategorien, aber diese repräsentieren den derzeitigen Stand an Lieblingsspielen meiner Schülerinnen und Schüler. Frage ich in ein paar Wochen nach, wird sich dies bestimmt verändern und andere Spiele würden genannt werden.

Das ist übrigens meine persönliche Challenge: Auch Spiele, die schon lange nicht mehr gespielt wurden, immer mal wieder aus dem Regal zu holen. Denn meist ist es so, dass Spiele eine zeitlang gespielt werden, zu Lieblingsspielen werden und dann aber auch wieder lange im Schrank liegen, wenn neue Spiele dazukommen oder sich der Übungsschwerpunkt geändert hat. Daher dürfen die Schülerinnen und Schüler immer mal wieder frei ein neues Spiel aussuchen, das sie ausprobieren möchten und auch die letzte Lerntherapiestunde mit ihrem Lieblingsspiel beschließen.

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Sabine Landua mit Kaffeetasse in einem kreisrunden Bildausschnitt

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