Menü Schließen

Warum dich Pausen beim Lernen schneller weiterbringen

Holzbuchstaben formen das Wort PAUSE. Text: Warum dich Pausen beim Lernen schneller weiterbringen

Viele Schüler – und auch ihre Eltern – denken, dass längere Lernzeiten automatisch zu besseren Ergebnissen führen. Verständlicherweise sind Eltern erleichtert, wenn ihre Kinder endlich mit den Schulaufgaben beginnen, besonders wenn dies oft mit Diskussionen verbunden ist. Sobald die Kinder am Schreibtisch sitzen, lautet die Devise daher häufig: „Jetzt bloß nicht aufhören, bis alles erledigt ist!“ Dabei wird ein entscheidender Faktor übersehen: Lernen ohne Pausen kann schnell ermüdend und weniger effektiv werden. In diesem Artikel erfährst du, wie Pausen dazu beitragen können, effizienter zu lernen und sogar schnellere Fortschritte zu machen.

Kognitive Leistungsfähigkeit herstellen

Wenn wir lernen, nutzt unser Gehirn eine Kombination aus Arbeitsgedächtnis und Langzeitgedächtnis. Das Arbeitsgedächtnis hilft uns, Informationen im Kopf zu behalten, bis sie verarbeitet und im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden können.

Um effektiv zu lernen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf den Lernstoff lenken und Ablenkungen ausblenden – zum Beispiel die eingehende Nachricht auf dem Handy ignorieren. Diese Fähigkeit, Reize zu hemmen und Impulse zu kontrollieren, ist zentral für erfolgreiches Lernen.

Das Arbeitsgedächtnis – unser „Notizzettel im Kopf“ – hat nur eine begrenzte Kapazität. Sobald es überlastet ist, kann es keine neuen Informationen mehr aufnehmen oder sinnvoll verarbeiten. Genau hier kommen Pausen ins Spiel: Sie geben dem Gehirn die Möglichkeit, das Gelesene oder Gehörte zu „sortieren“. In Ruhephasen beginnt unser Gehirn, Informationen aus dem Arbeitsgedächtnis in das Langzeitgedächtnis zu übertragen. Dieser Prozess wird Konsolidierung genannt und ist essenziell für nachhaltiges Lernen.

Ohne Pausen wird das Arbeitsgedächtnis zunehmend belastet, was zu schlechterer Konzentration und einer geringeren Merkfähigkeit führt. Zudem spielt das sogenannte Default-Mode-Network eine wichtige Rolle: In Ruhephasen wird das Gehirn in einen Zustand versetzt, in dem es neu Gelerntes integriert und kreative Verknüpfungen herstellt. Deshalb kommen uns viele unserer besten Ideen oft in Momenten der Entspannung, zum Beispiel beim Spaziergang oder unter der Dusche.

Stress abbauen

Kinder mit Lernschwierigkeiten wie Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) oder Rechenschwäche stehen oft unter besonderem Druck. Sie kämpfen nicht nur mit dem Lernstoff selbst, sondern auch mit emotionalen Belastungen wie Frustration, Angst vor dem Scheitern oder dem Gefühl, nicht mithalten zu können. Ohne Pausen kann sich dieser Stress schnell aufbauen und das Lernen noch schwerer machen.

Pausen wirken für Kinder mit Lernschwierigkeiten wie ein mentaler Reset-Knopf. Sie schaffen Raum, um durchzuatmen, abzuschalten und die innere Anspannung loszulassen. 

Fokus zurückgewinnen

Lernen ist mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Wenn Kinder über eine längere Zeit ohne Unterbrechung lernen, geraten sie in einen Zustand der Überforderung. Sie verlieren den Fokus, machen mehr Fehler und benötigen für dieselben Aufgaben immer mehr Zeit.

Das Lernen wird als endloser Prozess wahrgenommen, was zu Frustration führt. Besonders bei Kindern, die sich ohnehin schwertun, verstärkt sich dadurch das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Dies beeinträchtigt ihr Selbstwertgefühl und ihre Lernfreude.

Regelmäßige Pausen unterbrechen den Kreislauf der Überforderung. Sie ermöglichen es den Kindern, wieder Energie zu tanken und mit einem frischen Kopf an die nächste Aufgabe heranzugehen. 

Positive Pausen-Effekte

Kinder, die regelmäßig Pausen machen dürfen, erleben das Lernen als weniger belastend. Der Lernstoff wird durch regelmäßige Pausen in überschaubare Einheiten aufgeteilt. So wirkt das Lernen machbarer und türmt sich nicht wie ein riesiger Berg auf. Kinder fühlen sich erfolgreicher, was ihre Motivation langfristig stärkt. Außerdem wird das Lernen durch Pausen effektiver: Mit ausgeruhtem Kopf fällt es Kindern leichter, sich zu konzentrieren, neue Informationen zu verarbeiten und Gelerntes zu behalten.

Für Kinder mit Lernschwierigkeiten ist die Fähigkeit, sich erneut auf den Lernstoff zu konzentrieren, nach einer Pause oft deutlich besser. In der Pause hatte das Gehirn die Möglichkeit, das gerade Gelernte zu verarbeiten und einen klaren Abschluss zur vorherigen Aufgabe zu schaffen. So kann nach der Pause unbelastet mit der nächsten Aufgabe begonnen werden.

Tipps für kurze Lernpausen

Damit Pausen ihren Zweck erfüllen, sollten sie bewusst und an die Bedürfnisse des jeweiligen Kindes angepasst gestaltet werden. Hier sind einige Ideen:

Bewegungspausen

Kurze körperliche Aktivität hilft, angestaute Energie loszuwerden und die Durchblutung zu fördern, was das Gehirn wieder aufnahmebereit macht.

  • Hüpfen oder Springen (z. B. 10 Hampelmänner, 10 Sprünge auf dem Trampolin
  • Balancieren auf einem Seil oder einer Linie am Boden
  • Einen kleinen Ball werfen und fangen oder kicken

Entspannungspausen

Manche Kinder brauchen Pausen, um ihre Gedanken zu ordnen und zur Ruhe zu kommen.

Sinnesanregende Pausen

Eine Pause, die andere Sinne anspricht, kann das Gehirn erfrischen und die Stimmung heben.

  • Duft riechen (z. B. an einem Lavendelkissen schnuppern)
  • Ein Fühlspiel machen (z. B. einen Gegenstand erfühlen und raten, was es ist)
  • Ein paar Sekunden barfuß auf einem Teppich oder Gras stehen

Kreative Pausen

Kurze kreative Aufgaben bringen Spaß und stärken die Motivation.

  • Bild malen 
  • einfache Origami-Figur falten
  • „Brain Break“ (einen kurzen Witz erzählen oder einen Zungenbrecher ausprobieren)

Naturpausen

Ein kurzer Gang nach draußen an die frische Luft kann Wunder wirken.

  • durch den Garten oder einmal ums Haus laufen
  • den Himmel betrachten und Wolkenformen entdecken
  • eine Blume oder ein Blatt genau anschauen und beschreiben

Wie lange sollte die Pause dauern?

Wichtig bei der Gestaltung der Pausen ist, dass deutlich wird, dass es sich nur um eine kurze Pause handelt und danach weitergelernt wird. Daher ist es sinnvoll, vorher einen klaren Zeitrahmen zu vereinbaren. 

Eine Lerneinheit sollte nur so lange andauern, wie sich das Kind sicher konzentrieren kann. Grob geschätzt ist das ca. 1,5 bis 2 mal das Lebensalter in Minuten, bei einem 10-jährigen wären das also 15-20 Minuten. Individuell können diese Phasen natürlich auch kürzer oder länger  sein, daher sollte man genau auf Signale achten. Viele Kinder zeigen deutlich, wann sie eine Pause brauchen – durch Unruhe, fehlende Konzentration oder Gereiztheit. Diese Signale sollten ernst genommen werden.

Die anschließende Pause sollte kurz und klar umrissen sein. Entweder durch eine bestimmte Zeitangabe, z.B. 5 Minuten Fußball kicken, oder durch eine bestimmte Aktivität, die ausgeführt wird, wie z.B. eine Abfolge von Übungen zur progressiven Muskelentspannung. Ist die Zeit um oder die Aktivität beendet, folgt die nächste Lernphase. 

Dieses Vorgehen sollte in jedem Fall individuell abgesprochen werden. Ein Gespräch über Pausen bietet auch die Möglichkeit aufzuzeigen, dass Pausen nicht nur „nette Extras“ beim Lernen sind, sondern entscheidende Bausteine, um das Lernen effektiver und nachhaltiger zu gestalten.

Ähnliche Beiträge

3 Kommentare

  1. Ilka Kind

    Liebe Sabine,

    vielen Dank für den tollen Text, der sehr gut die Bedeutung von Pausen vorstellt.
    Ich finde es selber schwierig auf Pausen zu achten, wenn ich arbeite. Wenn ich doch welche mache, fallen sie oft zu lang aus. Die richtige Dosierung zu finden, das ist nicht so ganz einfach. Aber wie ganz oft: Auch hier kann Üben helfen. Und „Pausenmachen-üben“ hört sich richtig gut an, oder?

    Viele Grüße
    Ilka

    • Sabine Landua

      Hallo Ilka,
      das hört sich sehr gut an! Besonders schwierig finde ich es auch, das richtige Maß zu finden, um sich nach der Pause auch wieder motivieren zu können. Das ist ein stetiges Übungsfeld 😉

      Liebe Grüße und berichte gerne, wie es dir mit dem „Pausenmachen-üben“ geht 😉

  2. Pingback:KW46/2024: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner