Ein offenes und unterstützendes Gespräch zwischen Eltern und Lehrkräften ist ein wichtiger Schritt, um Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) oder Rechenschwäche optimal zu fördern. Doch gerade diese Gespräche gestalten sich oft herausfordernd: Eltern fühlen sich mitunter nicht ausreichend verstanden und Lehrkräfte haben manchmal das Gefühl, den individuellen Bedürfnissen der Kinder kaum gerecht werden zu können. In diesem Blogbeitrag möchte ich zeigen, wie beide Seiten gemeinsam eine positive Kommunikationsbasis schaffen können. Mit gegenseitigem Verständnis und klaren Zielen können gute Gespräche geführt werden, die dazu beitragen, das jeweilige Kind gezielt auf seinem Lernweg zu unterstützen.
Wann ist der geeignete Zeitpunkt für ein Gespräch?
Viele Eltern fragen sich, wann ein Gespräch sinnvoll ist: Gleich zu Beginn des Schuljahres, um die Lehrkräfte über die Lernherausforderungen des Kindes zu informieren? Oder doch besser nach den ersten Noten, um die schulische Situation besser einschätzen zu können?
Eine klare Antwort gibt es hier leider nicht und hängt auch immer von der individuellen Situation ab. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, wenn gleich zu Beginn des Schuljahres ein Gespräch vereinbart wird. Das schafft Raum für ein erstes Kennenlernen und klärt eventuelle Unterstützungsbedarfe. Ein früher Austausch hilft, dass Eltern und Lehrkräfte unvoreingenommen miteinander sprechen können. Wird das Gespräch erst nach den ersten Noten vereinbart, kann leicht der Eindruck entstehen, es ginge nur um die erreichten Noten.
Tipps für gelingende Gespräche
Damit Gespräche über Herausforderungen wie LRS oder Rechenschwäche konstruktiv und wertschätzend verlaufen, helfen folgende Tipps:
- Sich Zeit nehmen
Gespräche sollten in einem angemessenen Rahmen stattfinden und dafür sollten sich alle Beteiligten Zeit nehmen. Damit das möglich ist, vereinbare dafür einen Termin, der allen Beteiligten gut passt. Auch mir passiert es immer mal wieder, dass Gespräche „zwischen Tür und Angel“ geführt werden, weil gerade dringend etwas besprochen werden muss. Das sollte aber nicht die Regel sein. - Das Gesprächsziel klar formulieren
Zu Beginn des Gesprächs sollte das Gesprächsziel klar benannt werden. Überlege dir im Vorfeld, welche konkreten Themen du ansprechen möchtest und mache dir entsprechende Stichpunkte. Auch wenn der Inhalt des Gesprächs die schulischen Herausforderungen mit LRS oder Rechenschwäche sind, sollten die Stärken deines Kindes angemessen berücksichtigt werden. - Aktives Zuhören für mehr Verständnis
Auch wenn Gespräche über Herausforderungen manchmal sehr emotional werden können, zeige Verständnis für dein Gegenüber. Frage nach und fasse das Gehörte zusammen. So stellst du sicher, dass du die Perspektive deines Gegenübers wirklich verstehst. - Stärken und Fortschritte würdigen
Eltern und Lehrkräfte geben ihr Bestes, um das jeweilige Kind zu fördern. Erkenne dies an und gib positive Rückmeldungen über kleine Fortschritte oder die positiv wahrgenommene Unterstützung, die dein Kind durch die Lehrkraft bereits erhält. Auch kleine Fortschritte oder ein positives Erlebnis während einer Unterrichtsstunde zeigen, dass das Kind Fortschritte macht. - Konkrete Beispiele statt Verallgemeinerungen
Vermeide Verallgemeinerungen und sprich lieber konkrete Situationen an, in denen die LRS oder Rechenschwäche Herausforderungen bereitet hat. Das schafft Klarheit und ermöglicht eine konstruktive Diskussion über Lösungen. - Lösungen gemeinsam und praxisnah entwickeln
Nur über die Probleme zu sprechen, hilft zwar für das Verständnis, bringt aber keinen der Beteiligten weiter. Manche Rahmenbedingungen sind nicht veränderbar, so dass gemeinsam nach Lösungen gesucht werden muss, wie das Kind in der aktuellen Situation unterstützt werden kann. Überlege dir bereits im Vorfeld, welche konkreten Möglichkeiten für dein Kind hilfreich sein könnten. Einige Ideen hierzu findest du in meinem Blogbeitrag zum Nachteilsausgleich. Im Gespräch kann eine Frage wie „Wie können wir das gemeinsam fördern?“ den Teamgedanken unterstützen. - Zusammenfassung am Ende des Gesprächs
Haltet am Ende des Gesprächs gemeinsam fest, was besprochen wurde und welche Schritte vereinbart sind. So gehen beide Seiten mit einem klaren Plan und einer einheitlichen Vorstellung über die nächsten Schritte auseinander. - Regelmäßige Rückmeldungen und Nachfragen
Wenn konkrete Maßnahmen vereinbart wurden, ist es sinnvoll bereits einen weiteren Gesprächstermin auszumachen, an dem dann besprochen werden kann, ob die vereinbarten Maßnahmen greifen. Treten zwischenzeitlich weitere Schwierigkeiten auf, ist es natürlich sinnvoll, dies zeitnah rückzumelden, um vereinbarte Maßnahmen bei Bedarf anpassen zu können.
Weitere Impulse
- Kennenlerngespräche
Ein erstes Gespräch bietet Raum, um über die Entwicklung des Kindes und bereits bewährte Maßnahmen zu sprechen. Im Folgenden kann dann abgeklärt werden, ob diese Maßnahmen auch im folgenden Schuljahr umsetzbar sind bzw. welche Lösungen die neue Lehrkraft für möglich hält. - Mögliche Gesprächsziele
Gute Gespräche sollen das gegenseitige Verständnis fördern und eine respektvolle Zusammenarbeit im laufenden Schuljahr ermöglichen. Dabei gilt es, die Lernmotivation des Kindes zu erhalten oder gar erst zu erreichen. Schließlich soll das Kind gerne zur Schule gehen bzw. keine negativen Begleitsymptome entwickeln, wie z.B. eine Schulangst. Daher ist auch die Umsetzung von unterstützenden Maßnahmen im Sinne eines Nachteilsausgleichs ein wichtiges Gesprächsziel. - Ressourcen
In allen Vereinbarungen rund um den Nachteilsausgleich ist immer zu beachten, dass alle Maßnahmen mit den Ressourcen der Lehrkräfte bzw. der Schule vereinbar sein müssen! Dies kann durchaus von Schule zu Schule sehr unterschiedlich ausfallen. Einige tolle Beispiele findest du in meinem Blogbeitrag zum Nachteilsausgleich in Niedersachsen. - Ansprechpartner
Erster Ansprechpartner für ein solches Gespräch ist in der Regel die Klassenlehrkraft. Im Gespräch sollte dann aber geklärt werden, ob diese die Informationen an die entsprechende Fachlehrkraft weitergibt oder ein weiteres Gespräch vereinbart werden sollte. An manchen Schulen wird dagegen gewünscht, dass direkt mit der entsprechenden Fachlehrkraft gesprochen wird. Dies lässt sich bei der Terminvereinbarung, in der natürlich auch der Gesprächsanlass genannt werden sollte, aber schnell klären.
Ein Impuls zum Schluss
Gute Gespräche zwischen Eltern und Lehrkräften können viel bewirken – nicht nur für das Verständnis, sondern auch für das Vertrauen und die Motivation deines Kindes. Das gemeinsame Finden von Lösungen stärkt die Lernfreude und das Selbstvertrauen deines Kindes nachhaltig. Nimm dir also Zeit für einen offenen Austausch, denn manchmal kann schon ein einziges Gespräch den entscheidenden Unterschied machen!
Du möchtest dich vor einem Gespräch mit der Lehrkraft beraten lassen? Dann melde dich gerne bei mir für ein Impuls-Gespräch.
Bildquellen: Canva
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