Dein Kind kommt in der Schule nicht mehr mit und du stellst dir die Frage: Wie bekommt mein Kind die Unterstützung, die es braucht? Vielleicht ist dir als Erstes Nachhilfe eingefallen? Sie ist bekannt, weit verbreitet und scheint die naheliegende Lösung zu sein. Auch Lehrkräfte oder Bekannte empfehlen sie häufig. Dass es daneben noch eine andere Form der Hilfe gibt, wissen viele gar nicht: die Lerntherapie. Sie ist weniger bekannt, setzt aber genau dort an, wo Nachhilfe an ihre Grenzen stößt.
Auf den ersten Blick scheint beides ähnlich: In beiden Fällen soll das Kind Unterstützung beim Lernen bekommen. Doch der Unterschied liegt im Ziel und im Ansatz. In diesem Artikel erfährst du, wann Nachhilfe sinnvoll ist, wann Lerntherapie die bessere Wahl ist und wie du erkennst, was dein Kind wirklich braucht. So kannst du eine Entscheidung treffen, die nachhaltig hilft – nicht nur für die nächste Klassenarbeit, sondern für das ganze Lernen.
Was ist Nachhilfe?
Nachhilfe ist eine weit verbreitete Form der schulischen Unterstützung, die viele noch aus ihrer eigenen Schulzeit kennen. Sie zielt darauf ab, schulische Inhalte nachzuarbeiten und Wissenslücken zu schließen.
Zielgruppe der Nachhilfe sind Schüler, die kurzfristig Unterstützung in einem bestimmten Fach benötigen, z. B. wegen einer schlechten Note oder zur Vorbereitung auf eine Prüfung. Ein oder auch zweimal pro Woche wiederholt der Schüler dann mit einer Nachhilfelehrerin den aktuellen Schulstoff im jeweiligen Fach und arbeitet so Wissenslücken auf. Erfolgreiche Nachhilfe sollte sich nach kurzer Zeit in den schulischen Leistungen widerspiegeln.
„Vordergründiges Ziel der Nachhilfe sind natürlich bessere Noten, sowohl auf dem Zeugnis als auch in Arbeiten, Prüfungen oder Klausuren, und damit mehr Sicherheit in der Schule.“
Angela Carstensen
Nachhilfe ist für Angela aber noch viel mehr. Wie eine Nachhilfe bei Angela abläuft und was ihr wichtig ist, kannst du hier nachlesen: Wie sieht Nachhilfe bei mir konkret aus?
Was ist Lerntherapie?
Lerntherapie setzt dort an, wo Nachhilfe an ihre Grenzen stößt. Sie geht inhaltlich tiefer und arbeitet an den Ursachen von Lernschwierigkeiten, nicht am aktuellen Schulstoff. Sie wirkt sich daher nicht direkt auf die Schulnoten aus, ist aber nötig, um später bessere schulische Leistungen erzielen zu können. Um die individuellen Förderschwerpunkte festzustellen, führt die Lerntherapeutin zu Beginn oft eine standardisierte Diagnostik durch oder ermittelt die Schwerpunkte in einem informellen Verfahren. Oft liegen die festgestellten Schwierigkeiten im Rahmen der Basiskompetenzen, die die Grundlage dafür bieten, dass neues schulisches Wissen aufgebaut werden kann. Inhalte der Lerntherapie sind daher zum einen die fachliche Förderung von Grundkompetenzen (z. B. Lesegenauigkeit oder Mengenverständnis), aber vor allem auch der Abbau von Blockaden und der Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls. Zielgruppe der Lerntherapie sind Schüler mit langfristigen Lernschwierigkeiten, die durch vermehrtes Üben nicht geschlossen werden können und damit über reine Wissenslücken hinausgehen. Auch im vorschulischen Bereich kann lerntherapeutische Unterstützung erfolgen, um einen optimalen Start in der ersten Klasse zu ermöglichen.
„Lerntherapie ist mehr als Förderung – sie ist ein individueller Prozess, der auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Kindes eingeht.“
Sabine Landua
Ausführlicher kannst du dich über Lerntherapie in meinem Artikel Was ist Lerntherapie und was ist der Unterschied zur Nachhilfe informieren.
Nachhilfe oder Lerntherapie – was ist besser?
Ein „besser“ oder „schlechter“ gibt es hier nicht, denn beide Ansätze haben unterschiedliche Zielsetzungen. Es kommt also darauf an, wie grundlegend die Schwierigkeiten deines Kindes sind. Benötigt dein Kind kurzfristige Unterstützung in einem Fach, weil es ein Thema nicht verstanden hat, zusätzliche Erklärungen oder Übungszeit, ist Nachhilfe eine gute Wahl. Auch bei der Vorbereitung auf eine Prüfung kann Nachhilfe sinnvoll unterstützen.
Die Kinder und Jugendlichen, die bei mir Privatunterricht erhalten, haben in den seltensten Fällen wirkliche und schwerwiegende Verständnisprobleme. Oft hat irgendwann eine grundlegende Verunsicherung stattgefunden, wo und auf welche Weise auch immer. Diese schlägt sich dann in Blockaden und Prüfungsstress nieder. Schlechte Noten führen zu mehr Frustration, Stress und Selbstzweifeln.
Angela Carstensen
Angelas ausführlichen Artikel kannst du hier nachlesen: Was bringt mir Nachhilfe?
Während Nachhilfe auf das Aufholen von Lernstoff und die Verbesserung von Noten abzielt, setzt Lerntherapie tiefer an. Sie hilft Kindern mit Lernschwierigkeiten wie LRS oder Rechenschwäche, Grundkompetenzen in den Bereichen Lesen, Schreiben oder Rechnen aufzubauen, ihre Lernblockaden zu lösen und wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen. Häufig kommen Schüler zu mir in die Lerntherapie, die vorher mit Nachhilfe an ihre Grenzen gestoßen sind. Trotz vermehrtem Üben waren keine Fortschritte zu erzielen. Schaut man sich an, wie Lesen lernen oder Rechnen lernen funktioniert, wird deutlich, dass diesen Kindern und Jugendlichen häufig das Fundament fehlt. Erst wenn dieses in der Lerntherapie sicher erarbeitet wurde, kann schulisches Lernen darauf aufgebaut werden. Auch wenn Schüler Frustration oder Angst vor dem Lernen entwickelt haben, ist eine Lerntherapie die bessere Wahl.
Wie eine Lerntherapie abläuft, findest du in meinem Artikel Rechenschwäche / Dyskalkulie bei Kindern: So läuft eine Lerntherapie ab. Du kannst den Artikel auch dann lesen, wenn du dich für eine Lerntherapie bei LRS interessierst, die Abläufe sind grundlegend gleich.
Nachhilfe oder Lerntherapie – wie du die richtige Entscheidung treffen kannst
Du bist dir unsicher, ob es sich bei deinem Kind um eine vorübergehende Wissenslücke handelt oder vielleicht tieferliegende Lernschwierigkeiten dahinterliegen? Damit du die passende Unterstützung findest, helfen dir folgende Überlegungen und Schritte.
Checkliste: Wann es sinnvoll ist, eine Lerntherapeutin zu kontaktieren
Überlege, ob folgende Punkte zutreffen, z.B.:
- Dein Kind hat trotz regelmäßigen Übens kaum Fortschritte gemacht.
- Es hat anhaltende Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen – unabhängig vom Thema.
- Hausaufgaben führen häufig zu Frust, Streit oder Tränen.
- Dein Kind zweifelt an sich selbst oder sagt Sätze wie „Ich lerne das nie“.
Du bist dir noch nicht ganz sicher? Dann habe ich dir eine ausführlichere Checkliste Nachhilfe oder Lerntherapie zusammengestellt, die du hier kostenlos herunterladen kannst.
Wenn du dich in mehreren Punkten wiederfindest, ist der nächste Schritt, dir fachliche Unterstützung durch eine Lerntherapeutin zu holen – bevor sich die Schwierigkeiten bei deinem Kind verfestigen. Warum es sinnvoll ist eine Lerntherapie frühzeitig zu beginnen, kannst du hier nachlesen
Wissenslücke oder Lernstörung – woran du den Unterschied erkennst
- Eine Wissenslücke entsteht meist, wenn Themen in der Schule zu schnell behandelt oder zu wenig geübt wurden. Mit gezielter Nachhilfe oder Unterstützung zu Hause kann dein Kind den Stoff in der Regel gut aufholen.
- Eine Lernstörung (wie LRS oder Rechenschwäche) zeigt sich hingegen daran, dass dein Kind trotz Üben große Mühe hat, den Schulstoff zu verstehen oder sicher anzuwenden. Die Schwierigkeiten bleiben bestehen, auch wenn es sich sehr anstrengt.
Wenn du dir unsicher bist, ob es sich um eine Lücke oder eine tiefere Ursache handelt, kann eine diagnostische Abklärung helfen.
Mein Angebot: Individuelle Beratung und Diagnostik
Du möchtest dich individuell beraten lassen? In meiner Praxis biete ich Lernstandsanalysen (pädagogische Diagnostik) und Beratungsgespräche an.
Wir schauen gemeinsam, wo die Ursachen der Lernschwierigkeiten liegen, welche Unterstützung dein Kind wirklich braucht und ob eine Lerntherapie, Nachhilfe oder eine andere Maßnahme deinem Kind am besten weiterhelfen kann.

Impuls-Gespräch
Stelle mir in einem individuellen Beratungsgespräch alle deine Fragen rund um das Lernen mit LRS und Rechenschwäche.
Fazit: Lerntherapie oder Nachhilfe?
Was dein Kind braucht, hängt davon ab, in welchen Bereichen Schwierigkeiten bestehen: Ist es der Schulstoff, also ein bestimmtes Thema, das schwierig ist, oder bestehen Lernschwierigkeiten schon lange und haben ihre Ursachen in fehlenden Basiskompetenzen? Wenn du dir da unsicher bist, können dir Lerntherapeuten weiterhelfen und dich kompetent beraten. Buche dir gerne ein Impuls-Gespräch oder eine pädagogische Diagnostik. So bekommst du eine klare Grundlage für deine Entscheidung und dein Kind die Hilfe, die wirklich passt.
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