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Blick in die Lerntherapie: Zaubern und Konfettiregen – wie Kinder spielerisch lernen und Selbstvertrauen gewinnen

Bunte beschriebene Zettel auf einem Tisch, Text: Blick in die Lerntherapie: Zaubern, spielen, Selbstvertrauen

Oft erzählen meine Schüler ihren Eltern nach der Lerntherapie: „Wir haben die ganze Stunde gespielt!“ Und in ihrer Wahrnehmung stimmt das auch. Aber hinter dem Spielen steckt viel mehr: gezielte Förderung, strukturierte Lernschritte, Erfolgserlebnisse und ganz viel Motivation.

In der letzten Lerntherapiestunde vor den Weihnachtsferien war das nicht anders. Viele Eltern denken in dieser Zeit: „Na ja, jetzt vor Weihnachten läuft ja nicht mehr viel. Alle sind sowieso schon mit dem Kopf in den Ferien.“ Doch genau diese Stunde zeigte wieder, wie viel Lernen möglich ist, wenn Freude, Beziehung und klare Methoden zusammenkommen. Heute nehme ich dich mit in eine besondere Stunde voller Zauberei, Konzentration, Erfolgserlebnissen und warmem Konfettiregen.

Zaubern – Konzentration, Strategien & Selbstwirksamkeit

Zauberei zieht alle in ihren Bann

In der letzten Stunde vor den Weihnachtsferien habe ich meine Schüler mit einem „Gedankenlese-Trick“ verblüfft. Der Blick in die Gesichter war unbezahlbar: Erstaunen, Überraschung, Unglaube, dass ich tatsächlich ihre gedachte Zahl erraten habe und natürlich der Wunsch: „Das will ich auch können!“

Bereits eine Woche vorher hatte ich alle gefragt, ob sie Lust auf Zaubern hätten. Besonders bei den älteren Schülern war ich mir da nicht sicher, aber die Rückmeldungen waren toll:
– „Ich wollte zaubern schon immer mal ausprobieren, habe mich aber bisher nicht getraut.“
– „Ich zeig dir auch einen Trick!“
– „In Erdkunde zaubern wir auch manchmal.“

Als es endlich so weit war, sagte mir eine Schülerin sogar, dass sie die ganze Woche auf die Lerntherapiestunde gewartet hatte, weil sie unbedingt zaubern wollte und sich so darauf gefreut hat – schöner kann eine Rückmeldung kaum sein.

Damit alle Schüler den Trick auch zu Hause ihren Familien und Freunden vorführen können, hatte ich für jeden Schüler die benötigten Materialien als kleines Weihnachtsgeschenk vorbereitet. 

Mehr zum therapeutischen Zaubern findest du hier: Therapeutisches Zaubern – Aufmerksamkeit spielerisch fördern.

Die goldenen Zauberregeln

Nachdem ich den Trick einmal vorgeführt und meine Schüler verblüfft hatte, ging es daran, den Trick zu lernen. Vorab mussten aber alle den „Zauberregeln“ zustimmen. Diese habe ich auf einem Leseblatt zusammengefasst. Die guten Leser konnten alle Regeln selbst lesen, bei den schwächeren Lesern habe ich beim Lesen der längeren Sätze unterstützt. Gemeinsam haben wir dann überlegt, was z.B. bedeutet: „Zauberer verraten das Trickgeheimnis nicht.“ oder „Zauberer zeigen nur Kunststücke, die sie gut gelernt haben und sicher beherrschen.“ Allen war klar, dass es Übung braucht, damit der Zuschauer das Geheimnis nicht durchschauen und der Zauberer einen Trick souverän vorführen kann und dabei eine geheimnisvolle Atmosphäre schaffen kann. 

Eine Schülerin fragte mich, wie viele Stunden ich für den Trick geübt hätte und wie viel sie wohl brauchen würde. Nachdem ich ihr sagte, dass sie heute den Trick so gut lernen würde, dass sie anschließend den Zaubertrick mit ihren Eltern ausprobieren könnte, war sie begeistert. Schüler mit LRS und Dyskalkulie haben die Erfahrung gemacht, dass sie in der Regel sehr lange üben müssen, bis sie etwas können. Einen Zaubertrick dann in „nur“ 30 Minuten so gut zu lernen, dass sie ihn vorführen können, ist da ein starkes Selbstwirksamkeitserlebnis

Den Trick lernen – Schritt für Schritt

Jetzt ging es darum, die Schrittabfolge zu lernen. Dazu gab es für die Schüler eine schriftliche Schritt-für-Schritt-Anleitung. Nachdem sie verstanden hatten, wie der Trick funktioniert, schlüpften sie in die Rolle des wissenden Beobachters. Ich führte den Trick noch einmal vor und sie hatten die Aufgabe, genau zu beobachten, wie ich es mache. 

Lernen durch Beobachtung ist eine Lernmethode, die wir im Alltag von frühester Kindheit an anwenden. Wir sehen, wie andere etwas machen und versuchen es nachzumachen. Auch hier funktionierte es wunderbar: Allen gelang es das theoretische Wissen (so geht der Trick) in die Praxis zu überführen. Im Schnitt brauchten sie 3 Versuche, bis der Trick perfekt saß und sie den Zuschauer so geschickt mit einbeziehen konnten, dass eine wahre Zauberatmosphäre entstand. 

Was haben meine Schüler gelernt?

Beim Zaubern ist es besonders wichtig, aufmerksam zu sein, damit der Trick auch gelingt. Ich muss meine Handlung planen und die Schritte aufeinander aufbauend sicher durchführen, ohne etwas auszulassen, sonst komme ich nicht zum Ergebnis. Neben meiner eigenen Aufmerksamkeit ist es aber auch unabdingbar, die Aufmerksamkeit meines Gegenübers zu lenken bzw. ihn so abzulenken, dass er nicht hinter das Trickgeheimnis schauen kann.  

Wenn ich mal nicht ganz bei der Sache bin, können auch Fehler passieren. Dass diese ganz selbstverständlich dazugehören, haben die Zauberlehrlinge ebenfalls gelernt. Ganz konkret haben wir gemeinsam überlegt: Was kann ich tun, wenn mir ein Fehler unterläuft, etwas schiefgeht und ich am Ende die gedachte Zahl nicht finden kann? Einige Schüler waren da sprachlich sehr geschickt, andere brauchten Hilfestellung, wie man „Fehler“ mit in die Show einbauen kann. Wichtig ist, diesen Umgang mit Fehlern zu thematisieren und auszuprobieren. Das macht Fehler zu etwas ganz Normalem, das zum Zaubern dazugehört.

Darüber hinaus haben wir das geschickte Rechnen thematisiert, denn bei dem Gedankenlese-Trick müssen Zahlen möglichst schnell addiert werden. Welche Strategien helfen mir hier weiter, wie kann ich das Ergebnis schnell und sicher herausfinden? Allen Schülern wurde so das in der Schule oftmals thematisierte „geschickte Rechnen“ in einer ganz konkreten Situation bedeutsam.

Schlussendlich haben alle Schüler an Selbstvertrauen gewonnen. Sie können etwas, das Erwachsene nicht können und auch nicht sofort durchschauen. Das gibt ein gutes Gefühl. Meine Schüler sind oft in der Position, dass sie etwas nicht verstehen und nicht mitkommen. Jetzt tauschen sie die Rollen hin zu einem Wissenden, der andere mit einem Zaubertrick verblüffen kann. 

Warmer Konfettiregen – Rückblick auf das Jahr

Im zweiten Teil der Stunde war es mir wichtig, noch einmal auf das vergangene Jahr zurückzuschauen. Seit einigen Wochen überlege ich mit meinen Schülern in jeder Stunde, was in der letzten Woche ein schöner Moment war, ein Erfolg oder etwas Überraschendes. Diese Gedanken schreiben die Schüler auf einen bunten Zettel und werfen ihn in ihr Konfettiglas.

Heute durften alle einmal ihr Glas ausschütten. Allein das bunte Bild auf dem Tisch hat viele schon zum Lächeln gebracht. Viele Schüler wollten zählen, wie viele „Konfettis“ sie denn schon in ihrem Glas haben und waren mächtig stolz. 

Nachdem alle Zettel aufgefaltet waren, lasen die Schüler ihre Konfettimomente der Reihe nach laut vor. Schülern, die nicht selbst lesen wollten, habe ich vorgelesen und sie konnten einfach nur zuhören. Von Zettel zu Zettel wurde das Lächeln im Gesicht breiter. Alle freuten sich noch einmal über ihre tollen Erfolge der letzten Zeit und manche kommentierten das Vorgelesene auch. Hier einige Beispiele:

  • „Ich habe in Latein eine 1 geschrieben. – Da bin ich immer noch stolz drauf!“
  • „Ich habe den Lernplan in Englisch geschafft, weil ich nicht aufgegeben habe.“
  • „Ich habe mein Werkstück schnell fertiggekriegt.“
  • „Ich habe in Mathe gut aufgezeigt. – Das war schon am 27.11., aber das finde ich immer noch gut.“
  • „Ich bin stolz auf mich, dass ich gut gelernt habe und im Vokabeltest alles richtig habe.“
  • „Ich habe die Mathearbeit in der Zeit geschafft.“
  • „Ich konnte den NW-Test gut lösen, weil ich gut vorbereitet war.“
  • „Ich habe in Mathe tolle Fortschritte gemacht. – Da bin ich immer noch stolz drauf.“

Diese Reflexion stärkt Selbstbewusstsein, Wahrnehmung eigener Erfolge und eine positive Haltung zum Lernen. Gerade für Kinder mit LRS oder Rechenschwäche ist das unglaublich wertvoll.

Ein Spiel zum Abschluss

Immer wieder höre ich Aussagen wie: „Lernspiele sind doch kein richtiges Spielen.“ Natürlich sind Lernspiele dazu da, fachliche Inhalte zu üben und zu festigen, aber deshalb machen sie nicht weniger Spaß. 

Als Abschluss durften sich alle Schüler ein Spiel aussuchen. In meinen Regalen stehen sehr viele Spiele – viele Lernspiele, aber auch einfach Spaßspiele zum Warmwerden am Anfang einer Stunde. Als Wunschspiel suchten sich alle Schüler ein Lernspiel aus, das sie im letzten Jahr besonders gern gespielt haben. Darunter waren z.B. Biss 20 (zur Schulung der Konzentration), Schlag den Tigro (Rechnen im Zahlenraum 100) oder auch das Kasino-Spiel zum Üben von Lernwörtern – der Schüler übte also mit sehr viel Spaß in den letzten Minuten vor den Ferien nochmals seine Merkwörter.

Auch in den letzten Minuten vor den Ferien wurde also konzentriert, fröhlich und mit viel Motivation gelernt.

Das haben die Schüler in dieser Stunde wirklich gelernt

„Das ist heute eine spannende, tolle, witzige und lernhafte Stunde“, sagte mir Laetitia zum Abschluss. Und das fasst es wunderbar zusammen.

Meine Schüler haben in dieser Stunde:

  • gelesen und sinnerfassendes Lesen geübt.
  • Selbstvertrauen gewonnen, weil sie etwas Neues gelernt haben, das andere nicht können.
  • erfahren, dass sie ernst genommen werden und sich in einem geschützten Rahmen ausprobieren können.
  • Fehlerfreundlichkeit erlebt.
  • ihren Blick auf Positives gelenkt.
  • unsere Beziehung intensiviert.
  • erfahren, dass Lerntherapie Spaß macht, und sie sind motiviert, auch im nächsten Jahr mit mir weiterzuarbeiten.

Diese Stunde ist ein Beispiel dafür, wie Lerntherapie mit YEAH funktioniert: spielerisch, strukturiert, fördernd und mit dem klaren Ziel, dass Kinder mit Stolz und Freude lernen.

Wie eine Lerntherapiestunde mit Schwerpunkt Mathematik abläuft, kannst du hier weiterlesen Wie läuft eine Lerntherapie-Stunde ab?

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Sabine Landua mit Kaffeetasse in einem kreisrunden Bildausschnitt

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